Ein Ritt durch sommerliche Flur wäre entspannend ohne Mücken, Fliegen und Bremsen. Zu deren Abwehr gibt es aber viele Möglichkeiten.
Von Angelika Sontheimer
Ein Ausritt zur Bremsenhochzeit ist ziemlich lästig für Pferd und Reiter. Die Pferde schlagen mit Kopf und Schweif, tänzeln, sind unwillig oder neigen gar zum Durchgehen. Auch für den Reiter sind die Stiche von Bremsen oder Stechmücken schmerzhaft und unangenehm. Manche Menschen und Tiere neigen zu allergischen Reaktionen, bei ihnen bilden sich Quaddeln und ödemartige Schwellungen unter der Haut.
Auf der Weide werden die Tiere unruhig, fressen nicht mehr ungestört und bekommen nicht selten eine Bindehautreizung oder Augenentzündung, die durch Fliegen oder Mücken übertragen wird. Bei anfälligen Pferden verursachen Kriebelmücken und Gnitzen das sogenannte Sommerekzem, ebenfalls eine allergische Hautreaktion, die durch Proteine im Speichel der Stechmücken hervorgerufen wird.
Was also tun gegen diese Plagegeister ?
Fliegen und Mücken im Stall und auf der Weide
Im Stall sind es vor allem die Große und Kleine Haus- oder Stubenfliege, aber auch der Große Wadenstecher, die die Pferde befallen. Bei Stallhaltung gilt als oberste Regel, dass der Mist nicht nahe bei den Pferden gelagert wird. Denn dort vermehren sich die Haus- Hoffliegen.
Durch die schnelle Vermehrungsrate vervielfacht sich die Anzahl der Fliegen in kurzer Zeit. In einem Kilogramm Pferdemist können sich bis zu 8000 Fliegenlarven entwickeln. Das Abäppeln in den Ausläufen vermindert deswegen nicht nur die Verwurmungsgefahr, sondern auch den Fliegendruck. Im Handel sind Präparate erhältlich, die die Entwicklung der Eier, Larven und Puppen hemmen. Abhilfe gegen die Fliegen versprechen auch Leimbänder,
UV-Licht-Fliegenfallen und die Förderung von Nützlingen wie Schwalben.
Auf der Weide sind es die Kleine und Große Weidestechfliege, der Wadenstecher, die Augenfliege, die Kopffliege, die Große und Kleine Stubenfliege sowie Gnitzen, Stechmücken, Kriebelmücken, Bremsen und Lausfliegen, die den grasenden Pferden und Rindern das Leben schwer machen. Besonders die Kleine Stechfliege lebt fast dauernd auf dem Tier.
Repellents – Flugabwehr für den Ausritt
Bei der Weidehaltung können die Pferde einerseits mit Insekten abschreckenden Repellentien oder auch mit Insektiziden behandelt werden. Zu Ersteren gehören beispielsweise die ätherischen Öle wie Zitrusöl, Citronellaöl, Teebaumöl, Niemöl, Minzöl, Eukalyptusöl, Nelkenöl, aber auch die chemischen Wirkstoffe DEET (Diethyltoluamid), IR3535 (Ethyl-Butyl-Acetylaminopropionat) oder Saltidin, die in einigen Fliegensprays und –lotionen enthalten sind.
Als Hausmittel ist bei Pferdehaltern auch die Mischung von Wasser mit Apfelessig und zerdrückten Knoblauchzehen bekannt. Diese Mittel wirken, indem sie den körpereigenen Geruch des Pferdes überdecken, der sonst die Mücken anlockt. Sie verlieren allerdings ihre Wirkung recht schnell, sobald die Lösung im Regen abgewaschen wird, das Pferd beim Ausritt schwitzt oder die Flüssigkeit einfach verdunstet ist. Einen dauerhaften Schutz vor stechenden Mücken auf der Weide stellen sie nicht dar. Im Handel ist seit Kurzem auch ein Repellent-Halsband für Pferde erhältlich, das sind auch Leckmassen, die unter anderem Knoblauch enthalten.
Dessen ätherische Öle sollen über die Haut die Fliegenangriffe abwehren. Vom bedenkenlosen Verfüttern von Knoblauch nach dem Motto „Viel hilft viel“ muß indes abgeraten werden, Knoblauch ist in hohen Dosen für Pferde giftig.
Insektizide am Tier oder als Weidenetz
Insektizide sind beispielsweise die beiden synthetischen Pyrethroide Permethrin und Deltamethrin. Permethrin ist Bestandteil einer Emulsion für Pferde, während der Wirkstoff Deltamethrin in der direkten Anwendung am Tier in Deutschland bisher nur für Schafe oder Rinder zugelassen ist.
Seit einigen Jahren laufen Forschungen zu einem deltamethrinhaltigen, einen Meter hohen schwarzen Netz zum Schutz der Weidepferde vor stechend- und leckend-saugenden Insekten durch die Freie Universität Berlin. In ihrer Dissertation fand Julia Blank auf den Weideflächen, die mit dem mit Deltamethrin getränkten und einen UV-Filter enthaltenden Fliegennetz umzäunt waren, sowohl eine geringere Dichte als auch einen geringeren Befall mit Zweiflüglern wie Fliegen, Mücken und Bremsen.
Die Tiere auf den geschützten Flächen waren insgesamt ruhiger, machten weniger Fliegenabwehrbewegungen und wiesen ein ungestörtes Weideverhalten auf.
Gut umhüllt: Decken, Hauben, Fransen
Fliegendecken waren früher nur grobmaschige Baumwollnetze. Heute gibt es eine Fülle von Fliegen- und Insektendecken, Fransenstirnbändern bis hin zu ganzen Kopfmasken aus Spezialgewebe.
Bei den Ponyrassen ist das Sommerekzem besonders stark verbreitet. Es empfiehlt sich, die Decke frühzeitig aufzulegen, bevor Mähne und Schweif komplett abgescheuert sind.
Mechanisch hilft gegen Mücken und Fliegen auf der Weide die Verwendung von engmaschigen Fliegendecken, Fransenbändern oder Ohrenmasken, die die Insekten daran hindern, sich auf dem Fell festzusetzen. Nachteile sind allerdings der verminderte Komfort im Weideverhalten wie beim Wälzen zur Fellpflege, die eingeschränkten sozialen Interaktionen und die mögliche Verletzungsgefahr durch Hängenbleiben von Halftern nund und Netzen an Weidepfosten, Hecken oder Bäumen. Dafür sind sie eher für den begrenzten Auslauf als für die reine Sommerweide geeignet. Eine weitere Reduzierung des Mückenbefalls erreicht man durch stundenweisen Weidegang in den Zeiten, in denen die Insekten weniger aktiv sind. Bei trockener Hitze über den Tag fliegen weniger Mücken als bei feucht-schwüler oder gewittriger Witterung. Starker Wind oder Kälte halten die Mücken ebenfalls vom Fliegen ab.
Jeweils morgens und abends in der Dämmerung sind die Mücken am aktivsten.
Sommerekzem, der Juckreiz-Gau
Zum sogenannten Sommerekzem, das vor allem bei robust gehaltenen Weidepferden wie Isländer, aber auch bei anderen Rassen auftritt, kommt es, wenn die Tiere auf den Speichel mancher Culexmücken, Gnitzen und Kriebelmücken allergisch überreagieren. Aufgrund des starken Juckreizes scheuern sich die Pferde dann besonders am Mähnenansatz oder auch an der Schweifrübe blutig, und es entsteht ein trockenes und nach bakteriellen Sekundärinfektionnen auch nässendes und eitriges Ekzem.
Damit Pferde mit einer Neigung zum Sommerekzem in den Sommermonaten überhaupt auf die Weide gelassen werden können, ist in diesm Fall eine über den ganzen Körper umhüllende Ekzemdecke ein Mittel der Wahl. Der betreuende Tierarzt verabreicht je nach Ausprägung und Pferd zur Symptomlinderung Cortison und Antihistaminika. Diese sollten aber nicht über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen eingesetzt werden.
Manche Tierärzte empfehlen eine Pilzimpfung gegen Trichophytonequinum, die die allgemeine Hautgesundheit unterstützt. Bei eigenen Pferden werden gute Ergebnisse mit der spezifischen Immuntherapie (SIT) erzielt.
Gestochen, und was dann ?
Wenn die Stiche erst einmal erfolgt sind, heißt es Schaden zu begrenzen. Bekannte Hausmittel gegen den Juckreiz nach dem Stich sind beispielsweise kaltes Wasser, essigsaure Tonerde beziehungsweise Essigwasser und Heilsalben mit Melkfett, Ringelblume oder Aloe vera oder juckreizstillende Cremes mit Cortison vom Tierarzt. Bei Sommerekzem wird auch Birkenhaarwasser empfohlen, das die Schuppenbildung verringern soll. In der Homöopathie werden bei Hautkrankheiten, Sommerekzem und Stichen Apismellifica (Bienengift) Arsenum jodatum (Arsentrijodid), Urtica urens (Brennnessel), Sulfur (Schwefel), Ledum (Heidekrautgewächs), Staphysagria (Stephanskraut), Echinacea (Sonnenhut) eingesetzt.
Fazit:
Fliegen, Mücken Bremsen und andere Insekten sind lästig für Mensch und Tier.
Sie verbreiten Krankheiten und mindern die Leistung beziehungsweise die Arbeitsmotivation.
Allerdings wird es Insektenbefall in der Tierhaltung immer geben, eine fliegenfreie Umgebung ist Illusion.
Ziel ist es daher, die Populationen im Stall und im Ausalauf auf niedrigem Niveau zu halten und den Befallsdruck auf der Weide mit Insektiziden oder mechanisch über Decken zu mindern. Eine Besonderheit sind Pferde mit Sommerekzem, hier muß möglichst jeder Stich verhindert werden. Für den Ausritt oder die Kutschfahrt in der Sommerzeit bieten sich Repellents für Pferd und Reiter an. Ist der Stich erst einmal geschehen, stehen verschiedene juckreizstillende Präparate zur Verfügung. Im Zweifelsfall ist der Tierarzt zu fragen, damit die Schwellung begrenzt wird und keine Sekundärinfektionen erfolgen.
Wenn alle Maßnahmen getroffen sind, kommen Pferd und Reiter gut über die insektenreichen Sommermonate.
Kleine Feinde von Ross und Reiter
Mücken – Fliegen – Bremsen
Haus-, Stall- und Weidefliegen belästigen die Pferde durch Juckreiz und Stiche. Außerdem können durch Reizung von Haut und Schleimhäuten infektiöse Krankheiten übertragen werden. Viele Weidefliegen sitzen an den Augen und rufen Bindehautreizungen und Augenentzündungen hervor.
Stechmücken (Culicidae) sind mehr für den Menschen als für das Pferd lästig. Sie fliegen vor allem bei warmem, windstillem Wetter über weite Distanzen. Ihr Stich ist teilweise sehr schmerzhaft, verbunden mit Juckreiz und der allergischen Reaktion auf die eingespritzten, blutgerinnungshemmenden Proteine. Stechmücken werden durch Wärme und Duftstoffe der Warmblüterhaut angelockt.
Kriebelmücken (Simuliidae) gehören zu den kleinsten Stechmücken. Ein Gnitzen-„Überfall“ kann zu heftigen Fluchtreaktionen bei Weidetieren führen. Nur die Weibchen der Kriebelmücken stechen und bevorzugen dabei die wenig behaarten oder für das Pferd schlecht zugänglichen Stellen wie Ohrmuscheln, Schweifrübe, Euter, Hodensack und Bauchnaht.
Sie injizieren mit ihrem Speichel gerinnungshemmende Stoffe, die zu allergischen Reaktionen mit Histaminausschüttung bis hin zum Schock mit Herz- und Kreislaufversagen führen kann. Kriebelmücken gehören zu den Hauptauslösern des Sommerekzems bei Pferden.
Gnitzen (Ceratopogonidae) sind winzig kleine, 1 bi2 2 mm lange schwarze Mücken meist im Bereich der Kopfbehaarung, was zu ausgeprägtem Juckreiz führt. Gnitzen übertragen außerdem bei Wiederkäuern die Erreger der Blauzungenkrankheit und die Erreger der Afrikanischen Pferdepest bei Equiden. Gnitzen sind wie ihre Schwestern, die Kriebelmücken, ebenfalls Auslöser des Sommerekzems.
Bremsen (Tabanidae) Relativ groß. Die Pferdebremse (Tabanus sudeticus) ist mit bis zu 2,5 cm Länge die größte Fliegenart in Mitteleuropa. Am häufigsten kommt allerdings die gewöhnliche Regenbremse (Haematopota pluvialis) vor, die etwa 1 cm lang wird. Sie können Borreliose und infektiöse Anämie auf Pferde übertragen. Besonders aggressiv sind sie bei schwülwarmer Witterung. Ihr Stich ist äußerst schmerzhaft.
Dasselfliegen (Oestridae) werden in Haut-, Rachen- und Nasendasseln unterteilt. Die große Rinderdasselfliege (Hypoderma bovis) kann auch Pferde oder Schafe befallen. Die Larven wandern durch das Bindegewebe im Körper zum Unterhautfettgewebe entlang des Rückenmarkkanals. Dort entstehen bis zu taubeneigroße Beulen, aus denen die Larven schlüpfen.
Magendassel/Magenfliege/Pferdemagenbremse (Gasterophilus intestinalis)
Die Weibchen legen ihre gelben Eier bevorzugt an den Vorderbeinen, Schultern und Nüstern der Pferde ab. Die Pferde lecken die Stellen ab, und die Eier gelangen in die Mundhöhle. Dort schlüpfen die Larven in der Zungenmuskulatur oder Mundschleimhaut und wandern in den Magen-Darm-Kanal. Die reifen Larven werden mit dem Kot ausgeschieden und verpuppen sich dort wieder zur Fliege.